Adamo – «Handgmacht»
Er ging aufs Ganze – und rannte gegen eine Wand: Adamo, einzig wahrer Örgeli-Rocker der Schweiz. Mit «Handgmacht» präsentiert er einen Zweitling, der nichts anbrennen lässt – und beweist den Mut für feine Zwischentöne.
«Ich wollte eine Produktion machen, die durch und durch Adamo ist. Es ist mir nicht gelungen», sagt Adamo rückblickend über sein erstes Solo-Album. Adamo Häller ist ein Mann, der Klartext dem gepflegten Wischiwaschi um Längen vorzieht. Aber Adamo ist auch einer dieser Menschen, die aus gemachten Erfahrungen immer wieder das Beste herausziehen können – und deshalb sagt: «Ich bin dankbar für jeden Stein, den ich daraufhin aus dem Weg schaffen durfte.» Auch wenn auf Niederlagen neue Niederlagen folgten und grosse Unsicherheit stete Begleiterin war. Er liess sich nicht unterkriegen, sondern ging Schritt für Schritt voran. Adamo versuchte Neues, verwarf, was nicht taugt, und pflegte, was sich bewährt. Mit der neuen Lockerheit kam die Sicherheit zurück – und damit die Inspiration für neue Songs. Und wie ein Berggipfel aus dem Nebel auftaucht, sah Adamo plötzlich seinen Weg wieder klar und deutlich vor sich. Er warf den letzten Ballast ab, marschierte vorwärts – und landete Ende bei einem Album, das durch und durch für Adamo steht. «Handgmacht» ist keine Etikette. «Handgmacht» ist die Wurzel seines Wesens und Wirkens, die Essenz seines Seins.
Geblieben ist Adamo, der Spitzbube. Wie sonst hätte es kommen können, dass der Ländlermusikant schon in jungen Jahren einerseits in der heilen Welt der Volkmusik zum gefeierten Nachwuchsstar aufstieg und sich gleichzeitig bei den Entlebucher Mundart-Cover-Punks Friedli&Fränz als Rock‘n‘Roll-Örgeler verdingte, der die Riffs von AC/DC-Legende Angus Young mit seiner Handorgel locker in den Schatten stellte? An der Seite von ChueLee oder Trauffer schnupperte Adamo die ersten Wölkchen des süssen Superstar-Dufts – um dann den Sprung raus in die Solo-Karriere zu wagen. Adamo geht den Weg weiter, den Florian Ast in seinen Anfängen in mittlerweile grauer Urzeit des letzten Jahrhunderts ebnete – und ist heute der einzig wahre Örgeli-Rocker der Schweiz!
Mit «Handgmacht» beweist der Entlebucher, dass er nicht viel von Klischees hält: Schnörkellos und authentisch ist sein Sound, direkt und ungeschminkt. Ein «Burnout» muss nicht zwingend negativ besetzt sein; warum das «Dirndl» nicht nur Frauen verzückt, erklärt er im gleichnamigen Song. «Monika» räumt mit dem Klischee des heilen und hehren Paarungs-Verhaltens von Alpenländlern auf, während «Wahnsinn» dann doch durchblicken lässt, dass Adamos Herz durchaus weit oberhalb der Gürtelline schlägt. Überhaupt zeigt sich der harte Party-Hund in Songs wie «Flüge» oder «Mi Sonne» auf «Handgmacht» für Augenblicke zumindest durchaus auch handzahm – und beweist damit, dass er auch die feinen Zwischentöne beherrscht.
Kurzum: Nach harten Zeiten ist Adamo «Startklar» und ready für neue grosse Feste. Und wer schon einmal erlebt hat, wie ein Festzelt im Hinterland von Luzern sprichwörtlich aus den Angeln gehoben wurde, der weiss, wie es abgehen kann, wenn Adamo und seine Mannen die Handorgel und die Gitarre am Verstärker einstecken. Da gehts zur Sache – von der ersten bis zur letzten Minute wird da Hand angelegt. «Handgmacht» eben…